Weil dieses Thema auf Twitter wieder und wieder auftaucht und ich jedes Mal in einzelnen Threads meine Erfahrungen schildern muss, möchte ich euch heute mal eine kleine Geschichte erzählen: Die Geschichte von mir und meiner ehemaligen Förderschule. Ich nehme euch mit und zeige euch, wie es dort ablief und erläutere meine Eindrücke und Erfahrungen.
Es gab verschiedene Bereiche: Man konnte die Schule, wenn man vor dem Schulgebäude stand, faktisch in ca 3-4 Bereiche einteilen:
Da gab es den rechten Flügel des Gebäudes, wo sich die sogenannte “Mittelstufe” befand. Dort war der Teil von der 5-7 Klasse untergebracht, der zumindest auf einen “normalen” Abschluss hoffen durfte und dem ganz eventuell vielleicht auch ein Leben ohne WfbM (Werkstatt für behinderte Menschen) möglich gemacht wurde.
Dort wurde normaler Schulstoff unterrichtet, wobei normal auch hier jetzt wieder relativ ist. Es kam nicht selten vor, dass man in der 6. Klasse zum Beispiel das x-te Mal das 1*1 durchnahm. Was dann dazu führte, dass sich einige langweilten, die es eben schon konnten. Förderung jedes Einzelnen? Das, womit doch die Leute, die Pro Förderschule sind am häufigsten argumentieren? Fehlanzeige. Von individueller Förderung jetzt mal gänzlich abgesehen. Der Lernprozess derer, die etwas länger brauchten um das Thema zu verstehen, wurde als Maßstab genommen. Somit langweilte ich mich wirklich häufig und mit mir auch noch 3-4 andere (von 15)
Teilweise wurde das sehr problematisch, da es dann auf lange Sicht dazu kam, dass wichtiger Stoff für die Abschlussprüfungen schlicht noch nicht drangekommen war und die Wissenslücke, die es zu füllen galt, immer größer und größer wurde. Dies erklärt dann auch die hohe Quote der Schüler und Schülerinnen, die dort ohne Abschluss gehen.
Und ja, ihr lest richtig. Es gab verschiedene Bereiche. Separation in der Separation sozusagen.
Gehen wir mal weiter in die Mitte der Schule. Dort befand sich das Lehrerzimmer, sowie das Sekretariat. Es war also mehr oder weniger das organisatorische Herz der Schule dessen Zentralität dafür sorgte, dass jeder alle wichtigen Stellen erreichen konnte.
Etwas weiter links der Mitte (aber noch nicht im “linken” Bereich) war die Grundstufe. Man kann sich diesen kleinen Teil als Grundschule vorstellen, nur war man dort von der 2 bis zur 4. Klasse. In der Grundstufe war es nicht üblich, Arbeiten in Fächern zu schreiben oder sonst irgendwie Leistungsüberprüfungen durchzuführen. Das sorgte dafür, dass ich in der 5. Klasse in das Konzept “Arbeiten schreiben/Referate halten” quasi hineingeworfen wurde, statt langsam herangeführt.
Das Konzept war relativ locker. Jeder Schüler bekam einen Wochenplan, der abzuarbeiten war, was aber meistens relativ schnell ging (meiner Erfahrung nach)
So weit so gut… kommen wir jetzt zum linken Flügel. Hier ist die Vorschule angesiedelt. Zu dieser kann ich nicht viel sagen, da ich dort selbst nicht war und auch keine entsprechenden Kontakte hatte.
Dort war auch mal der Bereich für sogenannte “praktisch Bildbare” das ist sozusagen eine schöne Umschreibung für “die, die zu behindert sind, um normal Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen”
Dieser Bereich wurde allerdings, da die Schule immer größer wurde, in einen neuen Gebäudekomplex verlegt, der Gebaut wurde und sich am anderen Ende des Schulhofs befand. Zum Verständnis: Der Schulhof erstreckte sich über den Platz vor dem Hauptgebäude und führt weiter nach links zu einem kleinen Spielplatz. Und noch weiter links befand sich ein weiterer großer Platz, vor dem dann das neue Gebäude stand. Sie waren also teilweise abgeschnitten vom Rest.
Was die “praktisch Bildbaren” gelernt haben? Brote schmieren, kochen, backen, eine Spülmaschine ausräumen und an der Werkbank kleinere Dinge aus Holz machen, die dann mit nach Hause genommen oder auf dem Weihnachtsmarkt der Schule verkauft werden konnten.
Mit anderen Worten: Vorbereitung für die Zukunft in der WfbM. Das soll Inklusion sein? Die, die zu behindert sind, auf das Abstellgleis WfbM abzustellen und sie mit einem Hungerlohn abzuspeisen?
Das war sie. Meine kleine Führung durch meine ehemalige Schule. Ich hoffe ihr habt einiges gelernt oder mitgenommen aus diesem Beitrag und versteht jetzt etwas besser, warum Förderschulen eben nicht Inklusion, sondern das komplette Gegenteil sind. Bei Fragen könnt ihr einfach die Kommentarfunktion benutzen, ich beantworte sie gerne soweit ich kann.