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~ Hier werde ich über Erfahrungen berichten, meine Meinung äußern und wichtige Themen zum und über den Autismus direkt behandeln

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Monthly Archives: June 2017

Das wundervolle deutsche “Hilfe”system

10 Saturday Jun 2017

Posted by koshiko2014 in Uncategorized

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Immer mal wieder ist das deutsche “Hilfe”system Thema und jetzt will auch ich mal meinen Senf dazu geben.
Ich bin, wie ja bereits bekannt ist, Autistin. Meine Autismustherapie, die ich bis vor kurzem noch hatte, wurde mir im denkbar ungünstigsten Zeitpunkt entrissen. Doch anstatt die Not anzuerkennen schicken einen die zuständigen Behörden in eine Antragswüste und sorgen so für noch mehr Stress, mit ihren gefühlten 100 Stellungnahmen, die sie fordern und ihrem Antrag, der im üblichen Amtsdeutsch verfasst ist.

Dazu kommt für Leute, die gerade neu in dieses Antragstheater rutschen, dass sie erstmal herausfinden müssen, wer zuständig ist. Das kann je nachdem das Sozialamt, die Krankenkasse oder vielleicht auch das Arbeitsamt sein.
Hat man das zuständige Amt erstmal gefunden, darf man sich auf dasselbe Zuständigkeitspingpong bei den Sachbearbeitern einstellen. Bis man dann irgendwann an den Richtigen geraten ist, wird man mit gefühlt 1000 Personen verbunden.

Das hat mir erneut gezeigt, dass das deutsche HIlfesystem das “Hilfe” im Namen nicht verdient. Anstatt die Not der Menschen, die sich teilweise schon mehr als verzweifelt auf die Suche nach Hilfe begeben, anzuerkennen, werden sie von Anträgen und Forderungen erschlagen und es wird ihnen noch mehr Stress aufgebrummt.
Dieser in dem Zusammenhang wirklich vollkommen idiotische Wust an Bürokratie, raubt so unglaublich vielen Menschen die letzte Kraft.
Von vielen kommt, wenn man ihnen sein Leid klagt, der gut gemeinte Rat: “Hol dir Hilfe.” Aber das ist einfach gesagt.

Wer sich Hilfe holen will, der muss den Behörden zunächst mal beweisen, dass er sie nicht grundlos damit “belästigt. Als wäre der Schritt, sich Hilfe zu holen, für viele nicht schon genug Überwindung.

Um allen hier mal zu verdeutlichen, was “sich Hilfe holen” hier in Deutschland heißt:

1. Anträge stellen
2. Die zumeist undeutlich formulierten Anträge ausfüllen
3. Vermutlich Gutachten erstellen lassen
4. Für Schritt 3 überhaupt erstmal einen Psychologen/Psychiater finden
5. Diesem dann die Gesamte Situation erklären
6. Hoffen, dass der Psychologe/Psychiater die Stellungnahme gut schreibt
7. Das Gesamtpaket bei den zuständigen Behören einreichen
8. Wochenlanges Bangen, ob der Antrag bewilligt wird
9. Wenn nicht Widerspruch einlegen

Im Idealfall hat man das Prozedere nach ein paar Wochen durch, im schlimmsten Fall kann es aber auch bis zu 1 1/2 Jahre dauern, bis die erhoffte Hilfe endlich losgeht.

Wenn man sich das mal ansieht, wundert es niemanden, wieso viele sich das alles nicht zutrauen. Wer um Hilfe ringt, ist meistens schon so gut wie am Ende seiner Kräfte. Das Deutsche “Hilfe”System fordert teils unmögliche Dinge von Hilfebedürftigen. Ich gehe mittlerweile sogar so weit, mich zu fragen, bei wie vielen Suiziden dieses “Hilfe”System mitverantwortlich ist.

Ich bitte euch, wenn ihr das hier lest, mit mir dafür einzustehen, dass das endlich aufhört! Lasst uns ein solidarisches Gesundheitssystem schaffen! Wer denkt, dass es ihn ja nichts angeht, der sollte eins bedenken: Eine Behinderung oder ein psychisches Problem kann jeden treffen! Ein vernünfiger Weg an Hilfen zu kommen, ist somit für jeden von uns von Interesse.

Könnt ihr alle mal aufhören, mich zu stressen?

09 Friday Jun 2017

Posted by koshiko2014 in Uncategorized

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Eine Frage, die sich vermutlich jeder mit Depression und so ziemlich jeder Autist oder jede Autistin schon mal gestellt hat. Der Titel ist absichtlich so provokant gewählt, denn ich finde, dass darauf endlich einmal aufmerksam gemacht werden muss.

Viele von euch werden sich jetzt vermutlich fragen, worauf. Es muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass man Menschen, die dringend Hilfe brauchen, nicht noch weiter in den Stress hineinzieht, etwa durch gefühlt Millionen Anträge von Ämtern oder durch 20 Arzttermine pro Woche. Das deutsche Hilfesystem, verdient das “Hilfe” im Namen nicht (aber dazu später mehr), es verdient ihn nicht einmal annähernd.

Ja, was ich hier schreibe, ähnelt einem Hilfeschrei und ich weiß, dass ich im Moment reichlich viele davon ablasse. (an dieser Stelle mal einen Dank an meine lieben Follower, die mir so gut zuhören und versuchen zu helfen) Aber ich weiß, dass ich damit nicht allein bin. Man kann Menschen, die am Ende ihrer Kräfte sind nach jahrelanger Überlastung nicht einfach mal in Ruhe lassen, nein: Dann muss man sich gefühlt jede Woche neu krankschreiben lassen, obwohl man irgendwann nicht mehr weiß, was man dem Arzt eigentlich sagen soll, man muss zu irgendwelchen Ämtern rennen und versuchen, sich Hilfe zu holen oder zurückzuerkämpfen, man muss im besten Fall noch irgendwelche Gutachten erstellen lassen usw. Die Liste ließe sich endlos fortführen.

Dieses System kennt kein: “Ich kann nicht mehr” oder ein: “Ruh dich erstmal aus”. Das Einzige, was in diesem System interessiert, ist, wann du endlich wieder arbeitsfähig bist und wieder für die großen (Konzern)Chefs Kohle scheffeln kannst.

Es interessiert nicht, ob du vielleicht eine Pause brauchst und was nötig wäre, um dich dauerhaft zu stabilisieren. Es interessiert nur, ab wann du wieder gerade so auf den Beinen bist, um arbeiten zu gehen.

Das muss aufhören! Besinnen wir uns einmal wieder auf Solidarität, Menschlichkeit und Verständnis und hören wir auf, solche Dinge, wie sie oben stehen, totzuschweigen!

Offener Brief an alle Eltern

03 Saturday Jun 2017

Posted by koshiko2014 in Uncategorized

≈ 1 Comment

Liebe Eltern,

eine immer wieder entflammende Diskussion auf Twitter brachte mich auf die Idee, diesen Brief an euch zu verfassen, vor allem an jene unter euch, die Sorgen haben im Bezug auf die viel diskutierte Inklusion.
Ich bekomme sie beinahe jeden Tag mit, die Diskussionen um Inklusion oder nicht oder vielleicht nur die Schüler, die besonders gut sind, usw.

Die Argumentation ist häufig, dass Kinder mit Behinderungen die “normalen” Kinder beim Lernen stören würden. Was das angeht, gibt es mittlerweile Studien, die dies widerlegen, außerdem: Sollte man sich nicht einmal Gedanken machen, woher der Gedanke, jemand könnte einen Anderen dabei stören, Leistung zu erbringen, überhaupt rührt?

Es ist die Leistungsgesellschaft, die viele von uns so denken lässt. Die Anforderungen und der ständige Wettbewerb, der daraus resultierende Druck, den die Kinder großteils von kleinauf mitgegeben bekommen.

Gibt es nicht sehr viel wichtigere Dinge als Leistung? Als eine bestimmte Zahl auf dem Zeugnis? Toleranz und Akzeptanz für die Vielfalt, die unsere Gesellschaft mitbringt zum Beispiel? Was wäre da wirkungsvoller als gelebte Inklusion? Es gäbe nichts besseres, um Berührungsängste abzubauen und um ein solidarisches und verständnisvolles Miteinander zu schaffen. Vielfalt ist eine Bereicherung für jeden von uns!

Aber es gibt noch mehr Dinge, die mir auf dem Herzen liegen: Haben nicht alle Kinder/Jugendlichen und Erwachsene dieselben Rechte? Das Recht der Teilhabe? Das Recht, mitten in der Gesellschaft zu sein und nicht ausgeschlossen zu werden?
Hat nicht jedes Kind dasselbe Recht auf Bildung?

Indem Parallelgesellschaften weiterhin gefordert und gefördert werden, werden die Bildungschancen von unglaublich vielen Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen enorm geschmälert. Sie haben oft nicht dieselben Möglichkeiten wie andere Kinder, müssen sich häufig mit Vorurteilen, die es gerade bzgl. solcher Parallelgesellschaften zuhauf gibt, abquälen und kommen so sehr viel schwerer an beispielsweise Ausbildungs und Praktikumsplätze. Wo bleibt da die Chancengleichheit? Wünschen sich nicht alle Eltern, dass das Kind möglichst gut durchs Leben kommt? Daher möchte ich euch Eltern einmal vollkommen wertfrei die Frage stellen, wie es für euch wäre, wenn ihr wüsstet, dass euer Kind von vorneherein benachteiligt wird, wenn es um so elementare Dinge wie Bildung geht.

Ich möchte euch noch eine Sache mit auf dem Weg geben, die für mich sehr wichtig ist. Allzu oft lese ich davon, dass Inklusion gescheitert und vor die Wand gefahren worden sei, ich möchte dazu noch ein paar Gedanken mit euch teilen:
Inklusion selbst ist nicht gescheitert. Es gab sie noch nicht und in ganz seltenen Fällen, findet man vielleicht 1-2 Beispiele, die annährend in die Richtung gehen. Inklusion ist ein Lebensmodell und bezieht sich nicht ausschließlich auf Schule und Arbeitsplatz, sondern auf uns als gesamte Gesellschaft.

Die Politik fährt Inklusion im Moment absichtlich gegen die Wand, zumindest sehe ich das so und ich bin mir sicher, dass viele, die sich damit schon länger intensiv beschäftigen, meine Meinung teilen. Inklusion ist ein willkommener Sündenbock für die reichlichen Kürzungen im Bildungsbereich, die es über Jahre hinweg gab. Inklusion ist ein sehr kontroverses Thema und eignet sich daher gut, um über die wahren Probleme und die wahren Schuldigen hinwegzutäuschen.

Nicht Inklusion ist das Problem. Es ist das marode Schulsystem insgesamt, es sind die fehlenden gut Ausgebildeten Fachkräfte, es sind die veralteten (Lern)Methoden und die viel zu großen Klassen.

Mit diesen Worten verabschiede ich mich von euch. Ich möchte euch bitten, diesen Text zu verbreiten und vielleicht einmal zu versuchen, Inklusion zu leben. Es ist nicht schwer und kommt jedem Einzelnen zugute, auch euch.

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