Immer mal wieder ist das deutsche “Hilfe”system Thema und jetzt will auch ich mal meinen Senf dazu geben.
Ich bin, wie ja bereits bekannt ist, Autistin. Meine Autismustherapie, die ich bis vor kurzem noch hatte, wurde mir im denkbar ungünstigsten Zeitpunkt entrissen. Doch anstatt die Not anzuerkennen schicken einen die zuständigen Behörden in eine Antragswüste und sorgen so für noch mehr Stress, mit ihren gefühlten 100 Stellungnahmen, die sie fordern und ihrem Antrag, der im üblichen Amtsdeutsch verfasst ist.
Dazu kommt für Leute, die gerade neu in dieses Antragstheater rutschen, dass sie erstmal herausfinden müssen, wer zuständig ist. Das kann je nachdem das Sozialamt, die Krankenkasse oder vielleicht auch das Arbeitsamt sein.
Hat man das zuständige Amt erstmal gefunden, darf man sich auf dasselbe Zuständigkeitspingpong bei den Sachbearbeitern einstellen. Bis man dann irgendwann an den Richtigen geraten ist, wird man mit gefühlt 1000 Personen verbunden.
Das hat mir erneut gezeigt, dass das deutsche HIlfesystem das “Hilfe” im Namen nicht verdient. Anstatt die Not der Menschen, die sich teilweise schon mehr als verzweifelt auf die Suche nach Hilfe begeben, anzuerkennen, werden sie von Anträgen und Forderungen erschlagen und es wird ihnen noch mehr Stress aufgebrummt.
Dieser in dem Zusammenhang wirklich vollkommen idiotische Wust an Bürokratie, raubt so unglaublich vielen Menschen die letzte Kraft.
Von vielen kommt, wenn man ihnen sein Leid klagt, der gut gemeinte Rat: “Hol dir Hilfe.” Aber das ist einfach gesagt.
Wer sich Hilfe holen will, der muss den Behörden zunächst mal beweisen, dass er sie nicht grundlos damit “belästigt. Als wäre der Schritt, sich Hilfe zu holen, für viele nicht schon genug Überwindung.
Um allen hier mal zu verdeutlichen, was “sich Hilfe holen” hier in Deutschland heißt:
1. Anträge stellen
2. Die zumeist undeutlich formulierten Anträge ausfüllen
3. Vermutlich Gutachten erstellen lassen
4. Für Schritt 3 überhaupt erstmal einen Psychologen/Psychiater finden
5. Diesem dann die Gesamte Situation erklären
6. Hoffen, dass der Psychologe/Psychiater die Stellungnahme gut schreibt
7. Das Gesamtpaket bei den zuständigen Behören einreichen
8. Wochenlanges Bangen, ob der Antrag bewilligt wird
9. Wenn nicht Widerspruch einlegen
Im Idealfall hat man das Prozedere nach ein paar Wochen durch, im schlimmsten Fall kann es aber auch bis zu 1 1/2 Jahre dauern, bis die erhoffte Hilfe endlich losgeht.
Wenn man sich das mal ansieht, wundert es niemanden, wieso viele sich das alles nicht zutrauen. Wer um Hilfe ringt, ist meistens schon so gut wie am Ende seiner Kräfte. Das Deutsche “Hilfe”System fordert teils unmögliche Dinge von Hilfebedürftigen. Ich gehe mittlerweile sogar so weit, mich zu fragen, bei wie vielen Suiziden dieses “Hilfe”System mitverantwortlich ist.
Ich bitte euch, wenn ihr das hier lest, mit mir dafür einzustehen, dass das endlich aufhört! Lasst uns ein solidarisches Gesundheitssystem schaffen! Wer denkt, dass es ihn ja nichts angeht, der sollte eins bedenken: Eine Behinderung oder ein psychisches Problem kann jeden treffen! Ein vernünfiger Weg an Hilfen zu kommen, ist somit für jeden von uns von Interesse.