• About

AutismusDirekt

~ Hier werde ich über Erfahrungen berichten, meine Meinung äußern und wichtige Themen zum und über den Autismus direkt behandeln

AutismusDirekt

Monthly Archives: July 2017

Barrierefrei? Sind wir doch!

29 Saturday Jul 2017

Posted by koshiko2014 in Uncategorized

≈ Leave a comment

Stellt euch einmal ein Haus vor: Das Haus ist durch eine Rampe begehbar, beherbergt einen Fahrstuhl und hat für Blinde entsprechende Brailleschrift zur Auskunft und eine Ansage, die vorlesen kann, was wo wie zu erreichen ist.
Doch gleichzeitig hallt es in vielen Räumen furchtbar, es ist oft sehr voll und laut und es fehlt ein Raum, der als Rückzugsort dienen kann.

Schön und gut, aber was will ich eigentlich damit sagen? Bei dem mehr oder weniger besten Bestreben, die Barrieren zu minimieren bzw. sie gänzlich abzuschaffen wird oft, auch im Zuge der Inklusion ein wichtiger Teil übersehen: Die nicht sichtbaren Barrieren und Mauern.

Mein Autismus ist nicht sichtbar. Auch die Anstrengungen und Kraft, die es mich kostet, eine für Nichtautisten vollkommen normale Bahn- oder Busfahrt zu überstehen sind es nicht. Ebenso wenig die Überforderung, die in einer lauten, hellen, schrillen Schulklasse oder einem entsprechend lauten Arbeitsplatz auf mich wartet.

Übersehen werden häufig und nur allzu gerne die für den “normalen” Menschen nicht sichtbaren Barrieren, die aber leider mit einer der am häufigsten anzutreffenden sind. Für einen Mutisten ist es meist eine unüberwindbare Barriere, sich Infomaterial, wie beispielsweise Broschüren, an einem Empfang erfragen zu müssen, anstatt dass er sie sich einfach nehmen kann und sie ausliegen oder in einem Ständer stehen oder, oder, oder.

Diese Barriere ist aber von außen nicht sichtbar und so wird bei barrierefreier Einrichtung oft nicht genug auf eben solche unsichtbaren Mauern Rücksicht genommen.

Steht ein Rollstuhlfahrer vor einer Treppe, würde sicherlich niemand von ihm verlangen, aufzustehen und zu laufen. (Ich hoffe zumindest nicht, dass jemand auf eine derart absurde, behindertenfeindliche Idee käme)

Aber setzen wir in diese Metapher einmal den Autisten, der am Bahnhof im Shutdown ist, weil er, trotz dessen dass er mehrfach gesagt hat, ihm ist das zu viel, dazu gedrängt wurde, zum Beispiel nach der Schule noch für die Mutter einkaufen zu gehen oder auf der Arbeit nochmal länger zu bleiben, weil etwas noch nicht ganz fertig ist, obwohl er schon so lange arbeitet, dass er täglich hart an der Grenze dessen ist, was er leisten kann. Oder den Autisten, dem die Bahnfahrt oder die Busfahrt an sich zu viel ist, weil etwa morgens das Licht im Zug zu hell ist, die anderen Menschen zu laut sind, es einfach zu voll ist.

Oder den Mutisten, der (wie oben geschrieben) eigentlich Infomaterial z.B. vom Arbeitsamt bräuchte, aber am Ende einfach wieder rausgeht, weil er für die Infomaterialien mit der Frau am Schalter sprechen müsste

Wie oft werden wir Autisten also vor diese metaphorische Treppe gestellt und wie oft wird von uns verlangt, doch einfach zu laufen? Einfach zu funktionieren? Diese unsichtbaren Barrieren und das oftmals damit verbundene Unverständnis darüber, wieso wir gewisse Dinge, die für euch anderen vielleicht Alltag sind, einfach manchmal nicht mehr leisten können, weil wir schon an unsere Grenzen und ganz oft auch noch weit darüber gehen, das ist es, was uns so zu schaffen macht.

Ich hoffe, dass ich mit diesem Beitrag einigen von euch einmal einen Denkanstoß geben konnte und euch gut verbildlichen konnte, wie es für uns ist, wenn diese Barrieren, wie so oft, einfach übersehen werden.

Sei doch mal spontan!

28 Friday Jul 2017

Posted by koshiko2014 in Uncategorized

≈ Leave a comment

Welcher Autist hat diesen Satz noch nicht gehört? “Sei doch mal Spontan!” Oder: “Du musst auch mal flexibel sein!” Aus aktuellem Anlass möchte ich dazu einmal schreiben.
Wer kennt es nicht? Jemand kommt und wirft den mit Mühe zusammengestellten, genauen Tagesplan durcheinander. Für NTs mag das kein großes Problem darstellen, denn sie können schnell reagieren und entsprechend die Tagesplanung anpassen, die meisten zumindest.

Viele erwarten gleichermaßen von uns AutistInnen spontan zu sein und hier möchte ich einmal erklären, warum das eben nicht einfach geht und wieso es für uns so schwierig ist.
Wie sicher viele meiner Leser wissen, haben wir keinen Reizfilter bzw. er funktioniert bei uns anders. Anders als Nichtautisten müssen wir mühevoll bewusst aussortieren, was gerade an Reizen ignoriert werden kann, weil es nicht wichtig ist und was unsere Aufmerksamkeit braucht. Das machen NTs automatisch. Aufgrund dieser Einschränkung kommt es bei uns zu Reizüberflutungen, die wiederrum einen Melt oder Shutdown hervorrufen.
Um uns selbst davor zu schützen, weil es auch für uns nicht wirklich angenehm ist, in aller Öffentlichkeit einen Meltdown zu bekommen, planen wir unseren Tag genau durch. Das gibt uns Sicherheit und ist somit unser Selbstschutz gegen eben Meltdowns und Reizüberflutungen.
Jedes mal, wenn jemand von uns verlangt “spontan” zu sein oder anderweitig in unsere Planung eingreift, zerstört derjenige damit unseren Selbstschutz und sorgt dafür, dass wir schnell überfordert darauf reagieren. Man nimmt uns damit einen großen Teil unserer Sicherheit, die unabdingbar ist, um unseren Alltag irgendwie überstehen zu können.
Leider reagieren nicht alle immer rücksichtsvoll darauf, wenn man ihnen erklärt, warum Spontanität eben nicht oder nur sehr eingeschränkt (je nach Tagesform) möglich ist, aber bedenkt, wenn ihr das nächste mal von einem Autisten oder einer Autistin verlangt spontan zu sein, dass dieser Selbstschutz auch euch dient!

Schließlich ist es für niemanden im unmittelbaren Umfeld angenehm, wenn man als Autist plötzlich einen Melt oder Shutdown hat und das im (Achtung Ironie) besten Fall noch als Wutanfall eingeordnet wird, anstatt als eine Reaktion auf massive Überforderung. Jeder Einzelne, der das hier liest, kann dafür sorgen, dass so etwas weniger passiert, indem er darauf Rücksicht nimmt, dass wir diesen Selbstschutz und diese Sicherheit brauchen und kann aufklären, damit so etwas endlich nicht mehr als Wutanfall angesehen und entsprechend reagiert wird! Das kann dem Autisten, gerade wenn er noch im Kindesalter und damit auf das Verständnis seines unmittelbaren Umfelds angewiesen ist, massiv schaden!

Subscribe

  • Entries (RSS)
  • Comments (RSS)

Archives

  • June 2019
  • April 2019
  • July 2017
  • June 2017
  • April 2017
  • January 2017
  • December 2016
  • October 2016
  • July 2016
  • March 2016
  • August 2015
  • October 2014
  • September 2014

Categories

  • Uncategorized

Meta

  • Register
  • Log in

Blog at WordPress.com.

Privacy & Cookies: This site uses cookies. By continuing to use this website, you agree to their use.
To find out more, including how to control cookies, see here: Cookie Policy
  • Follow Following
    • AutismusDirekt
    • Already have a WordPress.com account? Log in now.
    • AutismusDirekt
    • Customize
    • Follow Following
    • Sign up
    • Log in
    • Report this content
    • View site in Reader
    • Manage subscriptions
    • Collapse this bar